Sunday, September 30, 2018

Entdeckungsreise in die Ukraine Part II

Mein persönliches Highlight der Reise in die Ukraine war der Besuch einer alten Holzkirche in dem kleinen Dörfchen Kostryna in Transkarpatien. Wunderbar idyllisch an einem Hang gelegen inmitten von knorrigen Kiefern. Dort hätte ich den ganzen Tag verbringen können, aber leider hatten wir nur ein viel zu kurzes Stündchen Aufenthalt dort - das ist das Leid, wenn man in einer Gruppe von "Nicht-Sketchern" reist... Die Holzkirchen in Polen und den Nordkarpaten (16. - 19. Jahrhundert) sind übrigens in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen worden - das wäre bestimmt auch einmal eine tolle Zeichen-Reisetour wert.


Gerade gemütlich gemacht - schon musste ich abbrechen, weil die Gruppe weiter wollte :(
Zuvor waren wir ein kurzes Stück mit der Elektritschka gefahren, einem urigen Regionalzug, der gemächlich durch die Landschaft zuckelte.



Zwischenstopp am kleinen Bahnhof von Peretschyn
In Peretschyn erzählte uns die Reiseführerin die Geschichte von Fydor Feketi, einem Postboten, der im 18. Jahrhundert dort lebte. Täglich trug er die Briefe aus in der ganzen Umgebung, kannte Klatsch und Tratsch - und hoffte dabei doch immer einmal selber einen Brief zu bekommen von seiner Familie, die nach Amerika ausgewandert war und ihn zurückgelassen hatte - leider vergeblich.
Zum Abendessen ging es in eine alte Scheune in einem kleinen Dorf mit deftiger Hausmannskost während die Dorfkapelle aufspielte.




Am nächsten Morgen war früher Aufbruch in Richtung Lemberg angesagt, aber vorher wollte ich unbedingt noch in die Markthalle von Ushgorod für ein paar hastige 3 Minuten Skizzen.
Bäuerinnen verkaufen frischen Quark und Frischkäse



Honigverkäuferin


Metzgerin beim Zerteilen einer Schweinehälfte
Und schnell, schnell zurück in den Bus, die Berge überqueren vorbei an malerischen Bauernhöfen, Streuobstwiesen, frisch gemähten Wiesen mit schmal hohen Heustapeln - wie gerne hätte ich angehalten zum Zeichnen... aber es blieb wieder nur der flüchtige Blick aus dem Fenster.





Wednesday, September 26, 2018

Entdeckungsreise in die Ukraine Part I

Im August bot sich mir die Gelegenheit an der Ausstellung "Kulturbrücke - Ausstellung Darmstädter Künstler in Ushgorod" teilzunehmen, einem Kulturaustausch zwischen den Partnerstädten Darmstadt und Ushgorod in der Ukraine. Mit dem Flugzeug ging es zunächst nach Budapest.


Dort hatte ich leider nur einen Abend Aufenthalt, so daß es nur für ein paar hastige Nightsketches und einen Early Bird reichte - Budapest gehört definitiv auf die Liste für einen extra Sketchbesuch!

Nächtliche Bootsfahrt auf der Donau

Blick vom Hotelzimmer

Früh morgens brach der Bus auf von Ungarn über die Slowakei in Richtung Ukraine. Sechs Stunden vertreibt man sich natürlich am Besten mit Sketchen...



Weitläufige Ackerflächen, oft noch mit schwerköpfigen Sonnenblumen bepflanzt, teilweise schon frisch gepflügt, wechselten schließlich zu fröhlich-hubbeligen Weinbergen und lang gestreckten Alleen.



Wohlbehalten in Ushgorod angekommen, wurden das Programm umgestellt - ERST Essen, DANN Stadtrundgang - eine sehr gute Reihenfolge, wie ich finde ;)
Aufgetischt wurden eingelegtes Gemüse, Krautsalat, weisser Speck, Schmalz, Fischpastete, Fleisch mit Paprikagemüse.


Am nächsten Tag wurde die Ausstellung eröffnet, am schönsten für mich war die Gruppe junger Pfadfinder, die vor meinen Bildern lebhaft diskutierten.


Abends ging es zum Essen in ein kleines Dorf, wo liebenswerte Ömchen leckeres Essen gekocht hatten und aus ihrem Leben erzählten. Ein Mitreisender rief glücklich und ein bisschen wehmütig aus: "Das schmeckt genau wie damals bei meiner Großmutter!"


Abenddämmerung bei der Rückfahrt


Wieder in Ushgorod angekommen, setzten wir uns noch auf einen Absacker an die Ush, entlang deren Lauf die längste Lindenallee Europas verläuft, wie uns die Reiseführerin zuvor erklärt hatte, so stehe es in allen Reiseführern.  Nach einer kurzen Pause hatte sie verschmitzt hinzugefügt: "Aber das ist natürlich geflunkert!"

Wednesday, September 19, 2018

Augsburg im September: Play me I'm Yours

Im Juni hatte ich schon einen Post gemacht über unsere Gestaltung eines Klaviers am Augsburger Rathausplatz. http://germany.urbansketchers.org/2018/06/linienspiel-auf-dem-klavier-urban.html
Das Kunst- und Kulturprojekt  Play me, I'm Yours geht seit 2008 um die Welt und ist eine Idee des englischen Künstlers Luke Jerram.
Bis Ende September stehen 10 von Künstlern gestaltete Klaviere an öffentlichen Räumen in der Stadt und können gespielt werden. Die Atmosphäre in der Stadt ist wahnsinnig toll - Ständig gibt es musikalische Einlagen. Wir hatten uns am letzten Samstag getroffen um unser Klavier am Elias Holl Platz zu zeichnen. Gestern waren einige von uns in der Stadt unterwegs um die anderen Klaviere zu zeichnen.


Unser Klavier steht am Elias Holl Platz in Augsburg, direkt hinter dem Rathaus. Also passend zu den Motiven auf dem Klavier. Im Juni hatten wir das Klavier gemeinsam vor Ort bezeichnet.


Unser Klavier am Elias Holl Platz
Die Gruppe "Made of  Steel"
Es war schon komisch, plätzlich geselte sich ein Clown zum Pianisten...
Nathanael Schaeffer aus Ottawa.

Thursday, September 13, 2018

Hamburger Rathaus
Die Zeichnung von Smadar vom Innenhof des Hamburger Rathauses hat mich angeregt,  auch meine Zeichnung aus dem Innenhof zu posten, weil sie sehr schön zeigt, wie ein anderer Zeichner dieselbe Sache ganz anders sehen kann. Mir hat meine Zeichnung sehr viel Spaß gemacht, insbesondere die Reduktion der vielen Baudetails auf einfache Strichchiffren.


Und bei der Vorderfront des Rathauses vonden Alsterarkaden aus ging es mir nur darum, herauszufinden ob die Position als Zeichenmotiv taugt. Zur detaillierten Zeichnung ist es dann nicht mehr gekommen.



Tuesday, September 11, 2018

Eine Woche Valencia und Umgebung

Mitte August bin ich nach Valencia geflogen, um dort meinen Sommerurlaub zu verbringen. Schon im Vorfeld hatte ich die Idee, die Reise als "Zeichenurlaub" zu gestalten und bin somit voller Kunstausrüstung in der spanischen Großstadt angekommen.



Besonders schön war das Treffen mit den Urban Sketchers Valencia. Ich hatte vor meiner Reise das regionale USk-Chapter angeschrieben und gefragt, ob irgendwelche Valencianer Lust aufs Zeichnen hätten. Zu meiner Überraschung haben sie daraufhin ein kleines Event gemacht, um mir an einem Vormittag die Stadt zu zeigen.


Während meiner Reise nach Valencia habe ich noch einen kleinen Abstecher nach Cuenca gemacht (wo die hängenden Häuser zu sehen sind). Außerdem war die Burg Xàtiva für mich als Burg- und Schlossliebhaber ein "Muss".




Insgesamt war es ein sehr schöner Aufenthalt und ich kam aus dem Osten Spaniens zurück voller Inspiration und mit vielen schönen Erinnerungen.

Sunday, September 9, 2018

Das hamburger Rathaus und der Herr im blauen Anzug

Durch das USk Treffen in Hamburg wurde ich angeregt, das hamburger Rathaus zu zeichnen. Am Freitag war ich dort mit Mona verabredet. Das hamburger Rathaus ist ein großer Bau im Stil der Neorenaissance. Als erstes haben wir im Innenhof gezeichnet: einige Details und eine Ecke vom Hof mit dem Springbrunnen in der Mitte. Es machte Spaß, mit Bleistift und Buntstiften im "Leuchtturm"-Skizzenbuch zu zeichnen, das wir im Goody Bag bekommen hatten.






Danach gingen wir auf den Rathausplatz, wo wir eine Bank fanden, von der aus wir eine schöne Totalansicht vom Rathaus hatten. Mona schlug vor, ALLES zu zeichnen - den ganzen Rathausplatz. Ganz schnell wurden wir zu einer Touristenattraktion. „Haben Sie es selbstgezeichnet?“, fragte jemand. „Sie haben eine Vorlage bekommen...“, sagte eine Frau zu ihrem Mann. „Schade, dass ich mein Skizzenbuch nicht mit habe!“ und „Ich wünsche mir, ich könnte so zeichnen!“. 

Aber dann stand plötzlich ein sehr gut angezogener älterer Herr vor uns und fing an, uns auszufragen: „Wissen Sie, wer diese Figur ist? Was hält sie in der Hand? Warum hat die Figur solche Flügel?“. Mona und ich wussten nichts, gar nichts. Der Herr gab ein paar kurze Erklärungen, verschwand und - kam wieder, setze sich zu uns auf die Bank und erzählte uns ganze Legenden über die Heiligen Katharina und St. Michael.






Ich wollte gerne diese schöne Szene in meinem Skizzenbuch festhalten und fing an, die beiden zu zeichnen. Das mochte er nicht. Er beendete schnell seine Geschichte, stand auf, guckte die Zeichnung an, kritisierte die Nase, dass er 50 Jahre zu alt aussähe und ging.


Augsburger Anmerkungen zum Deutschlandtreff 2018 in Hamburg


„Hamburg, die Stadt, die mehr Brücken hat als Venedig“ – das sagen wir über Augsburg ja auch gerne, aber Schiffe und Hafenanlagen gibt es bei uns nicht! Logisch, dass der erste Weg an die Landungs­brücken zum Museumsschiff Rickmer Rickmers führt. Schwierige Motivwahl: Schiff mit „Elphi“ oder noch besser Schiffsbug mit Michel im Hintergrund? 

Während ich das passende Grün für den Schiffsrumpf in meinem Mini-Aquarellkästchen mische, spricht mich ein älterer Mann an: „Kann man das hier kaufen?“ – Natürlich nicht, ist doch mein eigenes Skizzenbuch. – Darauf der Mann: „… ja aber das ist doch eine Vorlage!“ Die albernen ‚Malbücher für Erwachsene’ sind offensichtlich noch bekannter als ich befürchtet habe.
Als Tourist aus dem Süden muss ich natürlich auch durch den Elbtunnel laufen (und dabei das grandiose Bauwerk bewundern). Von der anderen Elbseite hat man einen wunderbaren Blick auf die Elbphilharmonie, die sich von hier betrachtet wie ein großer Segler in den Hafen schiebt und gerade jetzt die Farbe wechselt von regen-grau-blau zu einem sonnigen eisblau… Ihr Hamburger seid wirklich um eure großartige Architektur zu beneiden!


Nicht nur um die „Elphi“, sondern auch um die schwungvolle Elbpro­men­ade, an der man wie im Theater sitzt, um das Hafenschauspiel anzu­schauen oder um die verrückten Häuser an den Marco-Polo-Terrassen. Tagelang könnte man in Hamburg neue Architektur zeichnen!

Das USk-Deutschlandtreffen führt mich auch in die weniger spektakulären Gebiete, die aber nicht minder lohnend zu skizzieren sind! Aber man will ja nicht nur zeichnen, sondern auch reden! Die Zeit reicht nur für schnelle Skizzen der Gastgeber (leider nicht alle drauf!) und von Professor Felix Scheinberger, der Mut macht für persönlichen Touch und ungewöhnliche Motive: „Zeichnet Sachen, die sonst niemand so zeigt…“ 



Dafür wirbt auch Nicola Maier-Reimer in ihrem Workshop zum Gesture Drawing: „Du musst es fühlen!“  Während wir morgens vor der Europa-Passage auf die Teilnehmer zu ihrem Workshop warten, gibt es noch ein kleines Wunder: Jemand hinter mir fragt „… ist hier eine Claudia?“ – Silvia hat einen meiner Stifte in der Hand (sie sind mit Namen gekennzeichnet, damit ich sicher weiß, dass ich beim gemein­samen Zeichnen nicht versehentlich mal einen fremden Stift mopse…) und sagt, sie hätte ihn gefunden. Gefunden – aber nicht hier in Hamburg, sondern vor einem Jahr vor der Kirche in Eutin!!  Für mich ein vielfaches Wunder: Dass Silvia den Stift findet, dass sie ihn so aufbewahrt, dass sie ihn ein Jahr später wieder findet, dass sie ihn mitnimmt, dass sie heute am Morgen des Workshops daran denkt, nach dieser Claudia zu fragen… und dass sie jetzt tatsächlich so einfach hinter mir steht! Danke, Silvia – es ist unglaublich! Urban Sketchers sind immer für Überraschungen gut! 
Aus Nicolas Workshop nehme ich u.a. den tollen Spruch mit: „Anatomie fängt keine Fische!“ Einer korrekten Anatomiezeichnung fehlt die schwung­­volle Bewegung, die uns zeigt, um was es geht. Mit sog. „Gaga-Zeichnungen“ halten wir Hamburger Touristen fest, wie sie sich das Rathaus durch ihre Smartphones anschauen. Nicola verrät uns ihre Tipps, z.B. durch „stretch & squash“ aus bewegten Gaga-Skizzen lebendige Figuren zu entwickeln. Danke, Nicola!


Nachmittags zeichne ich bei der Elbpromenade den Segler „Tolkien“ vor der imposanten „Elphi“. Als Landei aus dem Süden checke ich nicht, wo der öffentliche Steg endet und die private Welt des Hafen­meisters beginnt, der prompt mit strengem Blick wissen will, was ich mir eigentlich denke (er meint: Nichts!) und was ich da mache. Ich kann ihn besänftigen und als er später die Skizze für den Tolkien-Eigner abfoto­grafiert hat er mir, dem Eindringling, wohl doch noch ein bisschen vergeben. 

Skizzenbücher füllen sich so schnell in Hamburg! Die nächsten lohnenden Motive warten mit dem Jazz-Quartett Wennrich-Müller ja schon! 

Nach dem großen Gruppenfoto in der Speicherstadt fällt wieder die Wahl schwer: Wohin man blickt - tolle Motive! Und überall diese spezielle Hamburger Farbigkeit, ziegelrot an Fassaden, grün-grau im Elbwasser. Und alles bei bestem Wetter! 
Danke an das tolle Hamburger-Orga Team! #usk2018hamburg war großartig!



Ja, die Augsburger werden sich mächtig anstrengen müssen, wenn sie im Herbst 2019 das Deutschlandtreffen im Süden ausrichten! Zum Ter­min von #usk2019augsburg hier eine Eselsbrücke:  
Der römische Kaiser Augustus, Augsburgs Stadtgründer, wollte, dass sein Monat AUGUST genauso viele Tage hat wie der JULI seines Vorgängers Julius Cäsar! Seitdem gibt es den 31. 8. - und wir müssen an Fingerknöcheln die Monatslänge abzählen.
Logisch, dass das Deutsch­landtreffen 2019 in Augsburg am Wochenende vom 31. 8. stattfinden wird! Das kann sich jetzt jeder merken, oder?